Wenn Transgender klinikweit mitgedacht werden muss
Dr. Alfons Beier behandelt seit fast 20 Jahren auf dem Gebiet der Trans-Gesundheit in der LWL-Klinik
Herten (lwl). „Transgender im Krankenhaus“ – ein Vortrag zieht Kreise: Im Ruhrgebiet ist Dr. Alfons Beier, Oberarzt und Leiter der Institutsambulanz der LWL-Klinik Herten, einer der wenigen Fachleute, die bei Fragen der Trans-Gesundheit auf langjährige Erfahrungen und Expertise verweisen können. Da über Transsexualität zunehmend öffentlich und offen gesprochen wird und Transgender im Rahmen der Förderung von Chancengleichheit LWL-weit etabliert ist, ist das Interesse an Fortbildung im LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen-Lippe groß. Auftakt bildete nun ein Fachvortrag vor Mitarbeitenden aus dem ärztlichen, pflegerischen und Verwaltungsdienst der LWL-Klinik Herten.
„In Gesprächen mit unseren Patient:innen – ob ambulant, stationär oder tagesklinisch – erfahren wir nicht selten, dass das Thema Transgender ein Teil der Krankengeschichte ist“, so der Ärztliche Klinikdirektor Dr. Johannes Michael Albers. „Umso wichtiger ist es, unsere Mitarbeiter:innen entsprechend fortzubilden. Wir freuen uns, in unseren Reihen mit Herrn Dr. Beier einen ausgewiesenen Experten zu haben, der die Kolleg:innen mit seinem Vortrag optimal informieren kann.“
Facharzt Dr. Beier weiß nur zu gut um die innere Zerrissenheit und den großen Leidensdruck seiner Patient:innen. „Bei Trans-Gesundheit geht es nicht um ein Wohlfühl- oder Lifestyle-Problem, sondern um sehr viel mehr: Um die eigene Identität.“ Seit 30 Jahren befasst sich der Facharzt mit den verschiedenen Aspekten der Geschlechtsidentitätsstörung. „Mittlerweile erhalten wir wöchentlich Anfragen, und die Wartezeiten sind entsprechend lang.“ In seine ambulante Spezialsprechstunde kommen Trans-Frauen und Trans-Männer, die im Erwachsenenalter eine spezielle Trans-Gesundheitsversorgung benötigen. Noch haben viele Trans-Menschen Hemmungen, sich zu outen und helfen zu lassen, stellt er fest. Zumeist gehören junge Erwachsene zur Patient:innenklientel, die aufgrund des seelischen Drucks bei gleichzeitig wachsender öffentlicher Akzeptanz den Weg in seine Spezialsprechstunde finden. Allzuoft wird der Mediziner aber auch mit den Folgen der unbehandelten Geschlechtsidentitätsstörung bzw. von Anpassungsversuchen konfrontiert: mit psychosomatischen Symptomen, Depressionen, Angststörungen oder Suchtmittelgebrauch. „Manchmal wird diese Problematik erst im Verlauf einer anderweitigen Therapie offengelegt und die oder der Betroffene dann an mich weiterverwiesen“, erzählt Dr. Beier und legt Wert darauf, die Geschlechtsinkongruenz an sich nicht als psychische Störung zu betrachten, sondern als ein „Anderssein“: "Die Behandlungsbedürftigkeit entsteht durch das meist quälende Gefühl, im falschen Körper zu stecken.“
Seine Arbeit orientiert sich an der S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung: Diagnostik, Beratung und Behandlung bei Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie. Zentraler Bestandteil der ambulanten Behandlung ist die ausführliche Diagnostik, um eine andere Ursache für die Identitätsstörung zunächst auszuschließen. „Ich höre mir sehr genau die Lebensgeschichte und die Bedürfnisse der Betroffenen an, dokumentiere diese und überprüfe den gesundheitlichen Zustand“, so Dr. Beier. Besteht nach Bestätigung der Diagnose und bei entsprechendem Leidensdruck der Wunsch nach hormoneller und/oder operativer Geschlechtsangleichung, bereitet er gemeinsam mit den Patient:innen alle weiteren Schritte gut vor. Insgesamt liegt die Behandlungsdauer bei bis zu drei Jahren. „Leider mangelt es noch an einer flächendeckenden medizinischen und psychotherapeutischen Versorgung, um den vielen Anfragen gerecht zu werden“, bedauert Dr. Beier.
Ziel der Fortbildungsveranstaltungen ist es, den Betroffenen künftig im tagesklinischen oder stationären Rahmen zum Beispiel hinsichtlich Anrede, Zimmerbelegung oder Schutz vor Diskriminierung gerecht zu werden. Umso mehr freut es Nina Raffetzeder-Graf, Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen der LWL-Kliniken Herten, Bochum und Herne, dass so viele Mitarbeiter:innen ihrer Einladung zur Auftaktveranstaltung in Herten nachgekommen sind und weitere Kliniken im LWL-PsychiatrieVerbund bereits Interesse an Fortbildungsveranstaltungen angemeldet haben. „Das Thema Trans-Gesundheit ist in unserer Gesellschaft angekommen. Darüber zu reden und zu sensibilisieren, sehen wir als unsere Aufgabe.“
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Freuen sich über die gute Resonanz zum Start der Vortragsreihe „Transgender im Krankenhaus“ (v.l.): Nina Raffetzeder-Graf, Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen der LWL-Kliniken Herten, Bochum und Herne, Dr. Johannes Michael Albers, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Herten, und Dr. Alfons Beier, Leiter der LWL-Institutsambulanz in Herten und zuständig für die Spezialsprechstunde Trans-Gesundheit. (Bildquelle: LWL/Nikolaus Urban)
Kontakt:
Rosa Sommer
LWL-Klinik Herten
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