Nach 43 Jahren wird es Zeit für Ruhe und Muße
Heinz Augustin verabschiedet sich vom LWL, von drei Krankenhäusern und seinen Mitarbeiter:innen
Unterschiedlicher können Berufswünsche nicht sein: Astrophysiker, Opernsänger, Kaufmann. Heinz Augustin blieb bodenständig und ging 1979 zum LWL, um im Gesundheitswesen Karriere zu machen. Interessant und herausfordernd blieb sein Weg allemal. Zuletzt verwaltete er als Diplom-Volkswirt drei Krankenhäuser im LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen. Nach 43 erfolgreichen und bewegten Jahren geht der Kaufmännische Direktor im Regionalen Netz Bochum, Herten und Herne, Heinz Augustin, nun in den Ruhestand. Im Interview blickt er noch einmal zurück.
Hand aufs Herz: Wo wären Sie jetzt, wenn Sie nicht Kaufmann geworden wären?
Heinz Augustin: Als Kind wollte ich unbedingt Astrophysiker werden. Leider entschied die E-Lehre sich gegen mich. Auch der Beruf des Opernsängers reizte mich lange sehr. Ich hatte Gesangsunterricht, sang im Chor wie auch solistisch. Letztlich griff ich zu anderen Sternen und gab meine Stimme dem LWL und dem kaufmännischen Dienst. (schmunzelt)
Krankenhaus oder Opernhaus – Sehen Sie Gemeinsamkeiten?
Heinz Augustin: Auf jeden Fall! Eine Gemeinsamkeit liegt zum Beispiel in den Prozessen. Im richtigen Moment das Richtige zu tun. So spielt sich alles auf und hinter einer Bühne ab. Damit ein Betrieb erfolgreich funktioniert – Patient:innen bestens versorgt werden oder eine Opernvorstellung zum absoluten Hörgenuss wird – müssen viele Menschen aktiv werden und wissen, was wann zu tun ist. Ohne Bühnenarbeiter, ohne Team geht es nicht. Im Krankenhaus ist neben den Ärztinnen, Ärzten, Therapeut:innen und Pflegefachkräften manch eine:r von der Belegschaft nicht sichtbar, wie von der Technik oder aus der Küche. Doch alle sehen zu, dass der Betrieb läuft. Gemeinsames Ziel ist dabei immer, für das seelische Wohlbefinden von Menschen zu sorgen. Und nicht nur gelegentlich sind im Krankenhaus wie im Opernhaus Kreativität und Improvisation ein Muss.
Als erster Direktor im LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen, der ein Regionales Netz mit drei Krankenhäusern leiten musste, worin haben Sie hier die größte Herausforderung gesehen?
Heinz Augustin: Für mehrere Kliniken gleichzeitig mitzudenken, ihre Unterschiedlichkeit zu respektieren und nicht den Kurs zu verlieren. So würde ich dies in aller Kürze zusammenfassen. (lacht)
Es heißt: An der Spitze kann es schon ´mal einsam sein. War das so?
Heinz Augustin: Es kann nicht nur so sein, es ist so! Mir war jedoch immer wichtig, ein vertrauensvolles Miteinander herzustellen. Trotzdem gab es für die Mitarbeiter:innen Grenzen des Sag- und Machbaren, was ich natürlich respektiere. Manchmal – in bestimmten Situationen – fehlen einem dann aber die Berater:innen. Nun, man entwickelt Mechanismen und eine Routine, gute Entscheidungen zu treffen. Den kritischen offenen Dialog und konstruktive Kritik habe ich daher immer sehr zu schätzen gewusst.
Mit welchem Gefühl scheiden Sie nun aus Ihrem Amt aus? Was lässt Sie zufrieden und dankbar zurückblicken?
Heinz Augustin: Ich bin glücklich darüber, dass die Kliniken auf einem wirtschaftlich stabilen Fundament stehen. Ich sehe sie für die Zukunft mit einem rauer werdenden Wind gut gewappnet. Ein großes Problem wird sich allerdings künftig durch den Fachkräftemangel ergeben. Daher bin ich froh, dass ich noch in den letzten eineinhalb Jahren meiner Dienstzeit ein entsprechend großes Projekt für den LWL-PsychiatrieVerbund angestoßen habe: unsere Personalmarketingkampagne, die seit dem Frühsommer fortwährend von sich reden macht und positiv wahrgenommen wird. Dankbar bin ich auch dafür, dass ich moderne gesundheitliche Versorgungsformen mit etablieren konnte – wie das Modell in Bochum und die Integrierte Versorgung in Herten –, und stolz darüber, einen erstklassigen Mitarbeiter:innenstamm zu übergeben, auf den ich mich immer verlassen konnte, auch wenn ich mal nicht an Bord war.
Haben Sie sich schon Gedanken über nächste Projekte gemacht? Für welches Hobby nehmen Sie sich nun endlich Zeit?
Heinz Augustin: Zunächst einmal werde ich mich der Familie widmen. Ohne abgelenkt zu sein durch die Krankenhausarbeit. Ich werde lernen müssen, meinen Fokus zu verändern. Hier hilft sicherlich auch die Fotografie mit ihren verschiedenen Blickwinkeln. Sie ist mein größtes Hobby, dem ich künftig mehr Zeit einräumen möchte. Ich freue mich schon sehr darauf, besser genießen zu können und zur Ruhe zu kommen.
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger?
Heinz Augustin: Ich wünsche Herrn Job von ganzem Herzen eine glückliche Hand bei den großen Herausforderungen, vor denen das Gesundheitswesen und die Krankenhäuser zukünftig stehen, und ein gutes Krisenmanagement. Ein, zwei oder drei Krankenhäuser zu führen, ist letztlich einerlei. In die Aufgabe hineinzuwachsen, sie anzunehmen, wird auch in schwierigen Zeiten helfen, Freude an der Arbeit zu haben und gute Entscheidungen zu treffen. Ich empfehle ihm, immer ein offenes und fürsorgliches Ohr für seine Mitarbeiter:innen zu haben.