Bücher für die Kinderseele
Andrea Arlt-Ingenhaag verleiht Literatur für Kinder psychisch kranker Eltern
Seit über zehn Jahren pflegt Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Arlt-Ingenhaag den Kinder- und Jugendbücherbestand der LWL-Klinik Herten. Dies ist nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern vor allem Teil der Angehörigenarbeit.
„Die Bücher sind wichtige Arbeitshilfen bei der Beratung von Familien, wenn ein Elternteil psychisch erkrankt ist“, erklärt Andrea Arlt-Ingenhaag die Bedeutung der Kinderliteratur. „Kinder sind als Angehörige zu betrachten und sollten bei der Behandlung des erkrankten Vaters oder der Mutter auch als solche gesehen werden.“ So gelten die ersten Fragen vor einer stationären Aufnahme stets möglichen jungen Angehörigen der Familie: Haben Sie Kinder? Wie sind sie versorgt?
Bei der Eltern-Kind-Beratung ist die LWL-Klinik Herten Vorreiter. Die Kleinsten stehen schon seit der Einrichtung der Mutter-Kind-Einheit durch den Ärztlichen Direktor Dr. Luc Turmes vor fast 20 Jahren grundsätzlich im Fokus der therapeutischen Arbeit mit Erwachsenen. „Bei Kindern psychisch erkrankter Eltern ist das Risiko hoch, im Verlauf ihres Lebens selbst psychisch zu erkranken“, erläutert die Sozialarbeiterin. „Entsprechend haben wir unser Angebot erweitert.“
Dazu zählen Familiengespräche, in denen den Kindern die Krankheit der Eltern erklärt und gezeigt wird, dass ihnen in der Klinik geholfen wird. Und die Literatur. „Ein Buch kann in kindgerechter Sprache, in Farbe und auch behutsam erzählen, was mit den Eltern gerade los ist“, so Andrea Arlt-Ingenhaag. „Eine vorgelesene Geschichte kann es den Eltern leichter machen, mit ihren Kindern über die belastende Situation ins Gespräch zu kommen. Literatur kann helfen, dem Tabu und Stigma der psychischen Erkrankung zu begegnen.“
Die Bücher werden an Eltern wie Kolleginnen und Kollegen ausgeliehen. Anfangs gab der Büchermarkt kaum Literatur her. Mittlerweile sind immer mehr spezialisierte und wertvolle Kinder- und Jugendbücher zu finden. Auch die Literaturliste der Klinik ist gewachsen und wird regelmäßig aktualisiert. „Ich freue mich immer über weitere Literaturvorschläge, um möglichst aktuelle und geeignete Bücher bei der Beratung von Familien unserer Patientinnen und Patienten anbieten zu können“, so der Wunsch von Andrea Arlt-Ingenhaag an die Kolleginnen und Kollegen.